Sommerwein? Tinto de Verano!


Wie bitte definiert man einen Sommerwein? Diese Frage beschäftigt offensichtlich im Augenblick die gesamte (Online-) Weinwelt!

Gute Frage? Tinto de Verano!

Aufhänger hierbei ist die Verkostung von 230 vermeintlichen Sommerweinen in der aktuellen Ausgabe des Stern. Hier wurden Weiß- und Roséweine unterschiedlicher Preislagen und Herkunftsgebiete blind verkostet. Einen entsprechenden Kommentar zu diesem “weiß-rosa Gelage” findet man im Blog von Würtz-Wein.

Heute fragt sich dann auch Michael W. Pleitgen warum denn bitte ein Sommerwein immer nur weiß oder rosé sein muss? Warum kann es nicht auch ein fruchtiger Roter sein? Sozusagen als sommerliches Alleinstellungsmerkmal! Klar kann er.

Man muss doch nur mal den Blick Richtung süd-westliches Europa, genauer nach Spanien, lenken. Dort hat man nämlich den Begriff  “Sommerwein” schon lange ernst und wörtlich genommen.

Tinto de Verano, zu deutsch der “Rote des Sommers”, ist nämlich – wie der Name schon sagt – der wirkliche Sommerwein. Und wer je in der Hitze Andalusiens Lust auf einen Wein zum Essen, auf der Terrasse oder am Clubhaus hatte, wird mit Sicherheit einen Tinto der Verano bestellen. Aber was steckt nun dahinter?

Puristen mögen sich bitte jetzt per Mausklick von dannen machen. Denn es handelt sich hier um ein Rotwein-Mischgetränk. Jeder Ballermann-Profi wird jetzt natürlich an Sangria in Eimern denken, aber damit hat der Tinto de Verano nun wirklich nichts zu tun.

Das wichtigste Indiz hierfür:
Tinto de Verano wird vor allem von den Einheimischen bestellt!


Für einen anständigen Tinto de Verano nimmt man einen ordentlichen, trockenen, spanischen Rotwein. Er sollte schon die Qualität eines Vino de la Tierra haben, vergleichbar mit einem Vin de Pays aus Frankreich. Besser geht natürlich auch, muss aber nicht sein. Diesen mischt man nach Belieben mit Gaseosa, einer leichten Zitronenlimonade. Jetzt noch ein bis zwei Würfel Eis und fertig ist der Tinto de Verano!

Aber Vorsicht! Wenn man – speziell als Tourist – einen solchen Tinto de Verano bestellt und er kommt fix und fertig gemischt im Glas daher sollte man ihn im Zweifelsfall ablehnen, denn dann kommt er (oftmals) als Billigmix aus der 1,5-Liter-Flasche oder dem 5-Liter-Kanister. Normalerweise werden nämlich Wein, Limo und Eis separat auf den Tisch gestellt und jeder hilft sich selbst.

Ich selbst versuche schon seit Jahren mir hier in Deutschland einen anständigen Tinto de verano zusammenzustellen, aber es scheiterte bisher immer an der speziellen Zitronenlimo. Die hierfür beliebteste Gaseosa-Marke in Spanien heißt La Casera und ich konnte bisher (abgesehen von amazon) noch keine Bezugsquelle in unserer Gegend ausmachen.

Aber der Sommer ist ja noch jung, ich werde weiter suchen und für mich ist der Begriff des Sommerweins so oder so ganz klar belegt: Tinto de Verano! Zur Not fliege ich eben nochmal nach Sevilla, Jerez oder Cadiz!

Die Alternative für Weißweinfreunde: Vinho Verde!

Oder lieber doch eine klassische Sommerwein-Empfehlung?!


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