Wine Advocat: Robert Parker goes Trademark. Or down?


Wie aus einem Mensch eine Marke wird. Über Robert Parker und den Verkauf des Wine Advocat.

Natürlich weiß ich auch, dass Robert Parker längst eine Marke (im Sinne von Markenname) ist und der Wine Advocat das Vehikel dahinter. Es ist mir auch durchaus bewusst, dass viele Weine mit “Parker-Punkten” nie den Weg an Parkers Lippen gefunden hat. So weit schon klar. Zumindest mir. Ich möchte aber nicht wissen, wie viele Käufer und Konsumenten immer noch das Bild vom rotnasigen Weinkritiker unter Bergen von Flaschen und Verkostungsnotizen im Kopf haben!?

Aber jetzt kommt die Nachricht, dass Parker sein wichtigstes Medium, den Wine Advocat, an eine asiatische Investorengruppe veräußert hat, resp. veräußern will.

Na und?

Auch wenn fast die ganze (Wein-) Welt den Namen Parker schon mal gehört hat, wissen (neben den Wein-Profis) doch nur anbitionierte Weinfreunde was oder wer sich dahinter verbirgt. Die meisten kennen nur die Parker-Bewertung nach Punkten und das Prinzip “je höher, je besser”. Oder besser noch: “Mehr wie 90 Parker-Punkte: musste kannste kaufen!” Keine Frage, einen solchen Status muss man erst mal erreichen. Respekt! So kann Robert Parkers Daumen glatt göttliche Macht bedeuten: Geht er nach oben, wird aus einem ambitionierten Winzer des Bordeaux ein Wein-Baron und geht er nach unten, gehen ggf. ganze Weinbau-Dynastien unter. Seine Punkte können darüber hinaus als feste Faktoren fürs Preisschild gelten. Ist so viel Macht in “einer Hand” legitim? Irgendwie schon, denn solange es Menschen gibt, die bereit sind hier mitzuspielen, sprich: den geforderten Preis zu bezahlen, regelt nun mal der Markt die Preise. Würde keiner mehr was auf Parker geben, würden sich andere (vielleicht ähnliche) Mechanismen finden.

Und nun?

Aber nun gibt es ja ggf. diesen Verkauf. Auch wenn Robert Parker sich offensichtlich nicht 100%ig zurückzieht, haben jetzt Andere das Sagen. Inwiefern sich dadurch der asiatische Geschmack in den Bewertungen durchschlägt, wird sich zeigen. Und ob sich nun der Einfluss der “Marke” Robert Parker auf das Bordeaux und die sonstige Weinwelt verringert, würde ich doch stark bezweifeln. Denn genau so, wie schon bisher vielen Weinkäufern das System hinter den PP (Parker-Punkten) völlig schnurz war, wird dies auch in Zukunft keine große Rolle spielen. Aus den Verkostungen eines amerikanischen, vinophilen Rechtsanwalt ist längst eine pure Marketingmaschine geworden. Damit wäre auch der Verkauf (sofern er überhaupt in der Breite wahrgenommen wird) in meinem Augen legitim.

Persönlich?

Mich persönlich haben Parker-Punkte bisher schon das ein oder andere Mal neugierig gemacht. Allerdings hatte ich bisher so oder so noch keinen besonderen Zugang zum Bordeaux, daher ist hier für mich eh keine Einschätzung möglich. Im Grunde wird der WeinSpion weitermachen wie bisher, aber sich trotzdem in regelmäßigen Abständen mehr oder weniger kritisch mit verkaufsbeeinflussenden Punkten und Bewertungen auseinandersetzen; sei es nun Parker, der Gault Millau, der Feinschmecker oder wer auch immer. Immerhin habe ich ja meine Loupes!

WeinSpion-Radar

Zum Thema Robert Parker haben sich recht viele Blogger und andere Medien geäußert, hier eine kleine Auswahl:

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