Gault Millau – WeinGuide Deutschland 2011
Dieses Jahr sogar skandalfrei: der Gault Millau WeinGuide 2011.
Und irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er aus Marketing-Sicht wohl besser mit einem neuen Skandal daher gekommen wäre, so leise erschien er auf der Bühne. Natürlich haben diverse Medien darüber berichtet undh auch die Bestenlisten sind hier und daveröffentlicht worden. Aber all das fast schon durch die Hintertür. OK, immerhin kann man sich somit um das Wesentliche kümmern: den Wein und dessen Macher.
Ich persönlich sehe ja den Gault Milau nicht nur als Wein- sondern eben auch als Reiseführer. Der Umstand, dass ich innerhalb einer Stunde 6 verschiedene Anbauregionen bequem per Auto erreiche, verleitet mich nämlich das ganze Jahr hindurch dazu diverse Winzer und Weingüter zu besuchen. Nicht selten ist ein vorhegehender Blick in den Gault Millau der ausschlaggebende Moment der Zieleingabe…
Bevor ich aber doch noch was zum Gault Millau und seinem Anspruch als “Weinführer” loswerde hier erstmal die diesjährigen “Gewinner”:
- Weingut des Jahres: Weingut Johannes Leitz (Rheingau)
- Kollektion des Jahres: Weingut Gerhard Aldinger (Würtemberg)
- Aufsteiger des Jahres: Weingut Philipp Kuhn (Pfalz)
- Entdeckung des Jahres: Weingut Augustin (Franken)
- Sommelier des Jahres: Gunnar Tietz, “First Floor” (Hotel Palace, Berlin)
- Weinkarte des Jahres: Hubert Scheid, “Schloss Monaise” (Trier)
Wie schon im letzten Jahr so werden auch dieses Jahr bei der Bewertung der Weine die trocken ausgebauten Vertreter “links liegen gelassen”. Der entsprechende Hinweis lautet dieses Jahr.
“Reifepotential gehört zum Wert eines Weines. Deshalb könne Weine, die zwar heute perfekt schmecken, aber nur geringfügiges Reifepotential haben, keine Spitzenbewertung erhalten. Wir schätzen die trockenen deutschen Weine sehr (!?), doch leider beweisen sie noch zu selten, dass sie ähnlich grandios heranreifen können wie ein großer Bordeaux.”
Ahhja. Versucht hier der Gault Millau eher ein WeinInvestGuide anstatt ein Weinführer zu sein? Allein die Kombination “perfekt schmecken” und “keine Spitzenbewertung” im gleichen Satz des o.g. Zitats zeigt doch schon die inhaltliche Kleingärtnerei des Systems, speziell wenn man den dezenten Hinweis im Sinne von “der Preis spielt keine Rolle” hinzu nimmt. Da hilft es auch nicht sich selbst mit der “Bernhard-Breuer-Trophy” ein recht dünnes Alibi zu verschaffen.
Und wieso muss man sich in einem rein deutschen Weinführer überhaupt mit dem Bordeaux vergleichen? Komplexe? Ich zumindest kaufe meinen Wein nicht (nur) um ihn im Keller für bessere Zeiten schlummern zu lassen sondern ich will auch mal einen trockenen Spitzen-Wein aus aktuellen Jahrgängen genießen dürfen. Und empfohlen bekommen. Wobei man ja bekanntlich das Eine tun kann ohne das Andere lassen zu müssen, denn auch so mancher gereifte Riesling landet im Laufe des Jahres in meinem Glas – es lebe die “Slow Wine” Idee!
Fazit
Trotz meiner Kritik am Umgang mit trockenen Weinen ist der Gault Millau WeinGuide 2011 für Freunde deutscher Weine ein Muss. Interessante Informationen übersichtlich präsentiert, neue und spannende Winzer und Weine zum selbst Ausprobieren und reichlich Lesestoff über die aktuellen Kollektionen der deutschen Weingrößen sind hierzu wohl Grund genug.