ZDF zoom – Die Weinprobe


Ein kleines Statement zur gestrigen Sendung „Die Weinprobe – Kann ein guter Tropfen günstig sein“ aus der Reihe zoom im ZDF.

Gestern Abend um Viertel nach Elf wurde das deutsche (Wein-) Volk über die aktuellen Machenschaften Methoden der internationalen Weinwirtschaft aufgeklärt. Die zentrale Frage hierbei lautete, ob denn preiswerter Wein gut sein kann. Oder ging es eher darum, ob guter Wein preiswert sein darf? Hm. Habe ich schon wieder vergessen.

ZDF-Redakteurin Christiane Schwarz reiste für die “Weinprobe” also einmal um die ganze Welt (sprich: Pfalz, Mosel, Spanien, Kalifornien) um zu schauen, wie denn große Discounter Weine hoher Qualitätsklassen (Spanien, Gran Reserva für 2,99 €) von ebenso großen Weinerzeugern zu Dumpingpreisen beziehen und zu vermeintlichen Schnäppchenpreisen veräußern können. Auch wenn sie überall nur an der Oberfläche kratzen konnte, gab es doch das eine oder andere Detail zu entdecken, was heute so alles möglich ist, um massenkompatible Weine zu designen und diese dann auch preisgünstig erzeugen zu können.

Hier war die Rede von Zentrifugal-Methoden zum Zerlegen des Weins in seine Bestandteile, legale Tinkturen zum Kaschieren Korrigieren von Fehlern oder aber „schlanken“ Produktionsmethoden und günstigen Löhnen.

Ich habe mich nur die ganze Zeit gefragt, was denn der weininteressierte Zuschauer ohne größeres Hintergrundwissen hier für sich an nützlichen Informationen gewinnen konnte? Vielleich dass (der von mir geschätzte) Lukas Krauß ein cooler Typ mit Hut ist und sich lauter junge & gestylte Leute in seinem Weinberg tummeln? Oder dass man auch einen Stuart Pigott mit Discounterwein hinters Licht führen kann? Oder vielleicht doch nur, dass man einer jungen blonde Journalistin von unseren GEZ-Gebühren wunderbare Weinreisen finanziert?

Man könnte meinen Formulierungen glatt entnehmen, dass ich (zumindest etwas) enttäuscht bin. Stimmt auch. Mir fehlten fast komplett die kritischen Untertöne. Mir fehlten greifbare Hilfen für die 75% unsrer deutschen Konsumenten, die ihren „Stoff“ bei ALDI, LIDL und Co. beziehen. Mir fehlte die (bei den privaten Sendern oft schon fast unverschämte) Hartnäckigkeit vielleicht doch auch mal bei Gallo filmen und interviewen zu können. Und mir fehlte bei der “Weinprobe” ein ganz klares Statement zugunsten des Weinfachhandels, unserer deutschen Winzer und deren Kunst & Können.

Es hatte teilweise echt den Eindruck, hier sei ein Industrie-Wein-Lobby-unterstützter Imagefilm für Supermarkt-Weine entstanden. Speziell der Schlussapell (Kauft!) unterstützt diese These. Schade eigentlich. Aber es gab auch positive Aspekte. Zum Beispiel, dass nicht alle Winzer (und Weintrinker) uralte Knochen in feuchten Kellern sein müssen. Oder dass in Deutschland generell der Weinverkauf zunimmt. Und vor allen Dingen, dass Wein immer noch wieder ein zeitgemäßes Produkt ist. Freut mich zu sehen. Alos auf zur nächsten ” Weinprobe”!

Und grundsätzlich kann es ja nicht schaden, dass wir Weintrinker schon mal hin und wieder für das sensibilisiert werden, was wir da beim Discounter um die Ecke zu günstigen Konditionen erstanden haben.

WeinSpion – Radar

  • Auch der Direttore hat sich schon zur Sendung geäußert, allerdings fällt sein Fazit etwas moderater aus. Zumindest muss ich ihm beipflichten, dass am Ende immer der Konsument entscheidet. Oder sich aber bereits entschieden hat. So wie ich. Überwiegend pro Handwerk. Sprich: Handschrift, Individualität und Geschmack. Und manchmal eben auch pro Bequemlichkeit. Gell, Philipp!? 😉
  • Ebenso reagiert hat Dirk Würtz , ihm fehlte offensichtlich – ähnlich wie mir – der Tiefgang. Er aber betont ausdrücklich die Authenzität von Lukas Krauß und dem Weinhändler Martin Koessler im Beitrag.
Translate »