Der Fall (des) Gault Millau 2010


Er ist und bleibt auch 2010 der wichtigste Weinführer wenn es um deutsche Weine geht, der Gault Millau WeinGuide Deutschland 2010.

Das merkt man aber nicht nur am Bekanntheitsgrad des “Werkes” an sich, sondern auch an den Medien-Wellen die es schlägt, wenn es um den diesen speziellen Weinführer geht. Wir erinnern uns alle noch an den Boykott einiger “führender” Winzer im Sommer diesen Jahres, der aber dann doch wieder im Sande verlief, bzw. kurz vor oder nach dem Rückzug von Armin Diel “aufgegeben” wurde. Sozusagen ein “Sturm im Weinglas”. Immerhin ist  Diel als Winzer nun auch offiziell im GM vertreten und das nicht gerade “unterbewertet”. Aber auch aktuell gellt mal wieder ein Aufschrei durch die online-Weinwelt, denn obwohl man sich nach diesem Sommer wohl besser etwas Ruhe bzw. positive Resonanzen erhofft hatte, hat eine Panne im Vertrieb schon wieder für Wirbel und Unmut gesorgt.

Bevor ich aber nun auf  Sperrfristen und Ähnliches eingehe, gratuliere ich zuerst mal den “Gewinnern” der diesjährigen Gault Millau-Bewertungen:

  • Weingut des Jahres: Weingut Schäfer-Fröhlich (Nahe)
  • Kollektion des Jahres: Weingut Dr. Bürklin-Wolf (Pfalz)
  • Aufsteiger des Jahres: Weingut Freiherr von Gleichenstein (Baden)
  • Entdeckung des Jahres: Weingut Eva Vollmer (Rheinhessen)
  • Sommelier des Jahres: Melanie Wagner v. “Schwarzen Adler” (Baden)
  • Weinkarte des Jahres: “Alte Post” (Ahr)

Zu den Top-Weinen komme ich dann die nächsten Tage.

Der aktuelle Gault Millau ist nämlich – zumindest teilweise – bereits vor Ablauf der Sperrfrist, also dem offiziellen Pressetermin, durch den Handel ausgeliefert worden. Und das nicht durch einen kleinen “Händler nebenan”, sondern u.a. durch amazon, einen der wichtigsten Vertriebskanäle für Print überhaupt. Die Folge: es wird über die Ergebnisse berichtet (sprich: gebloggt, getwittert) bevor noch die “Macher” ihre Ergebnisse veröffentlichen. Hm. So ganz verstehe ich das Problem aber nicht, denn obwohl das natürlich für das Team rund um Joel B. Payne ärgerlich ist, muss es trotzdem Rechtens sein, über ein legal erworbenes Buch zeitnah zu schreiben. Besonders wenn man von einer Sperrfrist keinerlei Kenntnis hat. Das hat dann auch herzlich wenig mit journalistischem Anspruch oder unehrenhaftem Verhalten zu tun.

Ich selbst habe den Gault Millau ebenfalls bereits Samstag gekauft und wollte schon am gleichen Abend ein paar Zeilen (Gewinner, Bestenliste, Lokale Größen, etc.) darüber schreiben. Via Twitter und hier speziell durch den Hinweis von M. Scheuermann aka @weinreporter bin ich dann aber auf diese ominöse Sperrfrist hingewiesen worden. OK, kein Problem, ich will ja kein Spielverderber sein, schreibe ich halt später. Wäre ich jedoch unterwegs gewesen und hätte meinen Artikel auf dem Netbook verfasst ohne zuvor noch zu twittern, stünde er eben jetzt online. Müsste ich mich da schämen, oder mies fühlen? Wohl kaum. Rund um diese Thematik gibt es übrigens einen interessanten Artikel auf dem Blog vom Würtz sowie eine ebenso spannende Diskussion in den Kommentaren.

Über die Weine und den sonstigen Inhalt des Gault Millau 2010 möchte ich an dieser Stelle noch nicht viel schreiben, das mache ich erst später. Nur so viel vorab: es wundert mich schon zu lesen, dass trockene Weine aufgrund des geringfügigen Reifepotentials per se keine Spitzenbewertungen erhalten können. Aha. Es amüsiert mich dann aber im gleichen Absatz folgenden Satz zu lesen:

Im Gegensatz zum Reifepotential hat der Preis grundsätzlich keine Auswirkungen auf auf die Bewertung eines Weines, hier geht es ganz allein um dessen Qualität.

Hm. Beim Betrachten der Ergebnisse (ohne deren Richtigkeit bezweifeln zu wollen) ergibt sich bei mir jedoch ein ganz anderes Bild. Speziell bei den jeweiligen Top-Weinen (im Sinne von GM-Punkten) der jeweiligen Weingüter…

Trotzdem. Auch ich werde diesen Gault Millau studieren, mit Weinfreunden darüber diskutieren, Weinstuben, Weinhäuser, Winzer und Weingüter daraus besuchen (wie z.B. vorgestern in Boppard) und den ein oder anderen (Sieger-) Wein hier verkosten. So gesehen “funktioniert” das System nach wie vor. Auch (oder besser gesagt “Gerade”) bei mir!

Gault Millau Fußnote. Diesen Artikel habe ich bereits Montag Abend verfasst und er wird per Blogsoftware am Dienstag um 14.00 Uhr automatisch publiziert. Fair genug 😉 ?

WeinSpion – Radar

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